Das Slacklinen oder Balancieren auf dem Band oder Gurt, das zwischen zwei Fixpunkten gespannt wird, ist eine unterhaltsame und gesellige Tätigkeit. Den Anfang machten kalifornische Kletter*innen im Yosemite der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts, um sich nach dem Klettern zu entspannen. Die Kunst des Seiltanzes selbst ist allerdings schon über 2000 Jahre alt (>>>Details zur Geschichte). In den letzten Jahren verbreitete sich die Sportart über den gesamten Globus und die Zahl der Praktizierenden steigt stetig. Durch Treffen entsteht eine internationale Gemeinschaft von Slackliner*innen, die auf beständigen Werten, Verbundenheit und einer Slackline-Philosophie basiert. Deshalb stellt das Slacklinen für viele mehr als bloß eine sportliche Betätigung dar. Für viele ist es eine Lebensphilosophie!
Das Gehen ist eine relativ einfache Sache. Wenn wir es aber auf einer Slackline versuchen, kommen die Voraussetzungen dafür zum Vorschein und wir müssen all unsere Fertigkeiten mobilisieren. Plötzlich benötigen wir ein hohes Körperbewusstsein. Unser Verstand zieht uns bei der Suche nach dem Gleichgewicht aber oftmals schnell einen Strich durch die Rechnung. Mehr als es anfänglich oft erscheint, ist das Slacklinen eine höchst mentale Angelegenheit. Es ist buchstäblich eine körperliche Achtsamkeitsübung (engl. mindfulness), die uns ins Hier und Jetzt versetzt und uns lehrt im gegenwärtigen Moment zu leben. Um gelassen auf der Slackline zu balancieren, müssen Körper und Verstand harmonieren. Wenig überraschend können wir aus dem Spiel mit dem Gleichgewicht auf dem gespannten Band viele nützliche Fertigkeiten für unseren Alltag erlernen.
Zu einem noch schöneren Erlebnis wird das Slacklinen, wenn man nach schönen Linien sucht und diese auf dem Meer oder zwischen Inselbergen im Moor von Ljubljana realisiert oder sich einfach gesellig bei einem Slackline-Picknick mit Freund*innen trifft.
Wir leben in einer temporeichen Welt, die vom Materialismus dominiert ist und in der Wirtschaftswachstum immer noch als das Maß des Fortschrittes gilt. Wir werden von Informationen überflutet und stehen ständig unter Druck. Deshalb müssen wir Unwichtiges ausblenden können und uns Zeit nehmen, um diese in der Natur zu verbringen. Nur so können wir die Einheit mit ihr verspüren und der Entfremdung entkommen. So manche werden vom Slacklinen an wunderschöne, neue Orte geführt, die sie sich bis dahin kaum ausmalen konnten. Sie lernen wunderbare Menschen kennen und kehren Energiegeladen nach Hause zurück. Auch ein Kurzbesuch mit der Slackline in den Stadtpark kann uns daran erinnern, dass das Leben nicht nur aus Routine besteht.
Lasst uns das Ungekannte erkunden, unsere Potenziale suchen, die eigenen Grenzen und Blockaden überschreiten und so leben, wie es von allem Anfang in unseren Genen festgeschrieben ist: ein erfülltes Leben leben und uns zu versierteren und feineren Menschen entwickeln.
Die verschiedenen Stile des Slacklinens erlauben jedem und jeder, das eigene Spezifikum zu finden: Auf kurzen Bändern, nahe am Boden – auf denen wir alle beginnen – können wir einfache sowie komplexere statische Tricks und Jogastellungen erlernen. Wenn wir in schwierigen Situationen ausdauernd und entspannt sind, gerne den Flow suchen, wird es uns wahrscheinlich zu möglichst langen Slacklines ziehen (longlines). Andere neigen womöglich mehr zur kreativen Bewegung auf der Trickline und üben dynamische Tricks auf 5cm breiten Bändern. Das alles können wir auch über dem Wasser versuchen: auf der Waterline, wo wir im ersten Moment unser Gleichgewichtsgefühl verlieren und sofort auf neue Herausforderungen stoßen. Für existenzielle Erlebnisse sorgt hingegen das Highlinen. Allen Stilen ist aber, ähnlich unserem alltäglichen Leben, die Instabilität oder die beständige Suche nach dem Gleichgewicht gemein. Wir erkennen die Tatsache an, dass wir dann am stabilsten sind, wenn wir uns bewusst werden, uns eigentlich nie in völligem Gleichgewicht zu befinden und uns an diese Instabilität gewöhnen. Denn, jeden Moment kann uns etwas überraschen.
Wir erkennen die Tatsache an, dass wir dann am stabilsten sind, wenn wir uns bewusst werden, uns eigentlich nie in völligem Gleichgewicht zu befinden und uns an diese Instabilität gewöhnen. Diese Erkenntnis verankert uns stärker im Hier und Jetzt.
Je nach dem, wen man fragt, wird man beim Begriff Slackline auf verschiedene Bedeutungen stoßen: von einem unterhaltsamen Sport, Akrobatik im Freien, eine kreative Entspannungstechnik, Meditation, bis hin zum Grund zu verreisen… Natürlich ist das Slacklinen nicht jedes Menschen Sache, denn wir sind vielfältig und finden alle den eigenen Flow im Leben. Nichtsdestotrotz ist die Slacklife-Mentalität das, was wichtiger ist als Tätigkeit selbst. Das ist es, was wir mit euch teilen wollen.